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Geschichte


Geschichtliches

Holle, Zentrum der seit 1974 aus zehn Dörfern bestehenden Gemeinde gleichen Namens, kam durch seine Lage an zwei Handelsstraßen schon zu germanischer Zeit besondere Bedeutung zu. Ausgrabungen in den Jahren 1936 und 1937 am Holler Kirchberg legten ein christliches Gräberfeld frei und förderten Grabbeigaben ans Tageslicht, die sicher auf Besiedlungen in die Zeit um 600 n.Chr. hinweisen. Bei den Grabungen wurde unter anderem eine Scheibenfibel in Bronze mit einem Durchmesser von 50 mm gefunden, in die drei rote Glas- und drei weiße Perlmuttscheibchen eingearbeitet sind. Bei dieser Grabbeigabe handelt es sich um einen Schmuckgegenstand, mit dem Kleidungsstücke zusammengehalten wurden und die wir heute als Brosche bezeichnen würden. Das Original ist im Landesmuseum Hannover zu sehen. Ein Abbild dieses außergewöhnlichen Fundes wählten die Holler zusammen mit einer Gerichtseiche für ihr Wappen. Diese wiederum weist auf die Rolle des Ortes als Gerichtsstätte hin. Schon in einer Gerichtsurkunde aus dem Jahre 1250 heißt es Unter den Eichen von Holle.

Erste Erwähnung findet Holle im Jahr 1146 in der Gründungsurkunde des Godehardi-Klosters zu Hildesheim. Die Ritterfamilie von Holle, der zahlreiche Besitztümer in Holle und Umgebung gehörten, wird gegen Ende des 12. Jahrhunderts genannt. Aus dieser stammte Berthold von Holle, ein Minnesänger, der in dieser Gegend für seine Dichtkunst in deutscher Sprache bekannt ist.

In der Folgezeit gewannen die Grafen vom Wohldenberg zunehmend an Macht. Diese verkauften ihre Grafschaft mit 15 Dörfern und der Burg Wohldenberg schon 1275 an den Bischof Otto I. von Hildesheim. Die Kirche wurde zur einflussreichsten Institution in Holle und Umgebung. Im Zuge der Hildesheimer Stiftsfehde fiel Holle 1523 an das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel, kam aber nach dem Dreißigjährigen Krieg wieder zum Hochstift Hildesheim zurück.

Überregionale Bedeutung erlangte Holle 1728, als dem Ort das Privileg zum Abhalten von Jahrmärkten verliehen wurde. Am Holler Thie fanden fortan im Frühjahr der Krammarkt und im Herbst ein Viehmarkt statt, zu denen noch bis in das Jahr 1930 aus den Dörfern der Umgebung das Landvolk zum Einkauf kam.

Nach dem 2. Weltkrieg änderte sich der ursprünglich ländliche Charakter Holles grundlegend. Viele alte Fachwerkhäuser verloren ihr Erscheinungsbild durch Modernisierungsmaßnahmen und durch die Veränderung der alten Straßenführung mussten viele ländliche Betriebe ihre Standorte an den Ortsrand verlegen. Die Landwirtschaft ist heute nur noch durch fünf Betriebe vertreten und Holle hat sich zum Geschäftszentrum der Gemeinde mit 2800 Einwohnern und guter Infrastruktur entwickelt.

Das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat die Gemeinde Holle in das Dorfentwicklungsprogramm 2015 aufgenommen.
Die Landesregierung hat die Mittel für Dorfentwicklungsprojekte mit dem neuen PFEIL-Programm zur ländlichen Entwicklung deutlich aufgestockt. Damit sollen in dieser Förderperiode mehr als 115 Millionen Euro aus EU-Geldern für Dorfentwicklungs-maßnahmen in Niedersachsen reserviert werden. Hinzu kommen weitere Ko-Finanzierungsmittel von Bund und Land. Der Landtag hat zusätzlich zwei Millionen Euro Landesmittel für private Dorfentwicklungsmaßnahmen in 2015 zur Verfügung gestellt.
Die Holler Gemeindeverwaltung weist darauf hin, dass die Dorferneuerung kein Projekt von oben ist, sondern eine Initiative, die von den Bürgerinnen und Bürgern getragen wird. „Deshalb brauchen wir Sie, denn es geht um die Zukunft Ihres Dorfes! Sie können in diesem Prozess Ihre Vorstellungen und Ideen einbringen. Sie können mitentscheiden, welche Themen für die Entwicklung ihrer Heimat wichtig sind und wie sie umgesetzt werden sollen.“
Über eine Vielzahl von Fördermöglichkeiten kann man sich auf der Homepage der Gemeinde Holle unter www.holle.de informieren, darüber hinaus auch unter www.kfw.de bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau.


Historische Baulichkeiten

St.-Martini-Kirche

Zu finden: Kirchplatz

Der Bau der St.-Martini-Kirche geht auf die Gründung eines Augustinerinnen-Klosters in Holle im ausgehenden 12. Jahrhundert zurück. Damals umfasste die Kirche ein nördliches und ein südliches Querschiff, Seitenschiffe und Seitenkapellen. Im Archediakonatsverzeichnis des Bistums Hildesheim wird St. Martini außerdem als Archediakonatskirche erwähnt. Die Kirchen von neun umliegenden Dörfern wurden ihr damals zugerechnet.

Während des Dreißigjährigen Krieges wurde St. Martini vollkommen zerstört, zunächst nur provisorisch und erst in den Jahren 1768 bis 1771 wieder neu aufgebaut. Die Gestalt dieses Kirchenbaus ist bis heute unverändert erhalten geblieben. Der Standort der Kanzel von 1690 wurde im Rahmen dieses Wiederaufbaus durch den Einbau eines barocken Kanzelaltars verändert.

In den Jahren 1793 bis 1796 erhielt der Kirchturm seine heutige Gestalt und wenige Jahre später wurden geräumige Emporen für die preußischen Beamten und die gräfliche Familie zu Münster eingebaut.

Im Jahre 1934 wurden diese bei Renovierungsarbeiten wieder auf das heutige Maß zurückgenommen und die Kirche erhielt eine neue Orgel.

Im Januar 2007 fiel die Martinikirche einem Brand zum Opfer. Dabei brannten Kirchenschiff und Dachstuhl fast vollständig aus und der barocke Kanzelaltar und die Orgel wurden zerstört.

Im Zuge des anschließenden Wiederaufbaus wurden Altar sowie ein Großteil der Kirchenfenster restauriert oder teilweise neu angefertigt und die Kirche erhielt eine neue Orgel und ein neues Glasfenster. Im Mai 2010 waren die Reparaturarbeiten endgültig abgeschlossen und St. Martini konnte am Pfingstfest im Rahmen eines Festgottesdienstes wieder eingeweiht werden.

Betritt man die Kirche auf ihrer Südseite, fallen auf beiden Seiten neben der Tür in die Außenwand eingemauerte Grabplatten ins Auge. Es handelt sich hierbei links um die Gedenktafel für den Amtmann Philipp Knochenhauer. Er wird 1584 als Amtmann zu Wohldenberg genannt und war seit 1585/86 mit seiner Ehefrau Margareta verheiratet, die den klangvollen und schönen Nachnamen Weintraube trug. Aus dieser Ehe ging die 1611 verstorbene Tochter Elisabeth Knochenhauer hervor, der die Grabplatte auf der rechten Seite der Tür gewidmet ist.

Eine weitere Grabplatte für eine nicht näher bekannte Verwandte der Familie Knochenhauer befindet sich ebenfalls auf der Südseite der Kirche etwas weiter links. Diese Platte wurde 2009 im Zuge einer Neuanlage des Weges und eines behindertengerechten Zugangs zur Kirche entdeckt. Sie hatte jahrhundertelang umgedreht als Trittstufe vor der Kirchentür ihren Dienst getan und wurde nach ihrer Entdeckung restauriert und 2011 an der Außenwand der Kirche angebracht.

Pfarrhaus und Paul-Gerhard-Haus

Zu finden: Kirchplatz

Zwei Fachwerk-Gebäude in der unmittelbaren Umgebung der Kirche fallen ebenfalls auf.

Auf der Südseite der Kirche steht das um 1768 errichtete und im ersten Geschoss mit Ziegeln verkleidete Pfarrhaus, das auch heute noch Wohnhaus der Pfarrersfamilie ist.

Im Norden der Kirche befindet sich das um 1840 erbaute Paul Gerhard Haus, das bis 1937 als Schule diente und seitdem als Gemeindehaus genutzt wird.